Zum Jahresbeginn wurden in der Pflege durch Gesundheitsminister Spahn sogenannte Personaluntergrenzen eingeführt. Diese beinhalten eine Mindestmaß an Personalausstattung, dass nicht unterschritten werden darf. Nun, einige Monate später, hat man erste Erkenntnisse hierzu.
Vorab: Die Personaluntergrenzen werden von den meisten Krankenhäusern eingehalten, laut Deutsche Krankenhausgesellschaft bei 96 Prozent der Krankenhäuser im zweiten Quartal 2019.
Problem: Pflegekräfte werden einfach „verschoben“
Doch laut Deutschem Ärzteblatt (Dtsch Arztebl 2019; 116(35-36): A-1526 / B-1260 / C-1240) ist das nur die eine Hälfte der Wahrheit: Die Zahlen erscheinen deshalb so gut, weil Krankenhausbetreiber einiges an Kreativität entwickelt haben und die Pflegekräfte gezielt den Sektoren zuordnen, für die Personaluntergrenzen gelten. Dies sind eben nicht alle, wodurch es in anderen Bereichen ohne solche Regelungen eine zum Teil drastische Unterbesetzung gibt.
Erstens können viele Krankenhäuser die Grenzwerte in diesen Abteilungen nur einhalten, indem sie Pflegepersonal aus anderen Abteilungen abziehen, in denen es noch keine Untergrenzen gibt. Zweitens werden die Untergrenzen mancherorts zu Obergrenzen: Krankenhäuser senken ihren Pflegepersonalschlüssel dabei auf die Grenzwerte ab, um Kosten zu sparen. Und drittens sorgt alleine die Einführung der Untergrenzen noch nicht dafür, dass mehr Pflegepersonal auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht.
In der Diskussion ist nun die Einführung eines Pflegepersonal-bemessungsinstrument (PPBI) bis zum Ende des Jahres, das den globalen Pflegebedarf eines Krankenhauses besser ermitteln und dem Verschiebebahnhof ein Ende bereiten soll.